Rückblick ins Jahr 2015: Petra fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr am Karsamstag ins Schussental zu fahren, dort würde der Workingtest Oster Open stattfinden, ein kleiner netter Workingtest mit zwei Richtern in tollem Gelände. Wir könnten zusammen fahren und das wäre doch der optimale erste Workingtest in der F.
Ich musste nicht lange überlegen und meldete damals auch. Leider kommt es ja mit einer Hündin manchmal anders als man denkt und Leni wurde kurz vor dem Workingtest läufig. Somit wurde es nichts
mit dem Osterausflug und wir verschoben den Start in der F auf den Bavarian Lions Cup.
Umso mehr freute ich mich dann, dass es dieses Jahr klappen sollte, wir hatten die Startplatzzusage bekommen, Leni war erst läufig und auch das Wetter versprach optimal zu werden. Dann verschoben wir halt einfach alles um ein Jahr und aus dem ersten Start in der F wurde der erste Start in der Open :)
Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist der Anblick des eigenen Namens in der Starterliste der Open ja schon, dementsprechend aufgeregt schlugen Petra und ich dann auch auf dem Bauernhof auf. Dort war die F noch in den letzten Zügen, irgendwann nach 12 Uhr ging es dann aber für uns los.
Ich hatte die Startnummer O3 und ging zuerst zu den Aufgaben von Marianne Walheim, die direkt hintereinander gearbeitet wurden.
Los ging es mit Aufgabe 1
Startpunkt an der oberen Kante eines steilen Wiesenhangs, Blick nach unten auf eine Wiese, einen quer verlaufenden Bach, wieder Wiese, danach Wald.
Auf der Wiese hinter dem Bach stehen Schütze/Werfer S/W, ein Mark fällt von den beiden aus gesehen nach schräg hinten in einen trockenen Graben am Waldrand. Für Hund und Führer ist das Mark durch die Bäume und den Schatten so gut wie nicht zu sehen.
Bereits als das Mark fällt liegt ca. 10m dahinter im ansteigenden Wald ein Blind B.
Nach Freigabe soll zuerst das Mark, dann das Blind geholt werden.
Noch einmal tief durchatmen und ich leinte Leni ab und gab Marianne Bescheid. Das Mark fiel iiiirgendwo hin (ich konnte garnix sehen, nur hören) und ich schaute kurz zu Leni. Die schien mehr mitbekommen zu haben als ich, prima.
Nach der Freigabe schickte ich sie los und sie donnerte den Hang runter und driftete dann rechts weg, die Ideallinie verlief natürlich auf 12 Uhr gerade vor uns. Da der Wind ganz deutlich von links kommend zu spüren war, entschied ich mich, Leni laufen zu lassen, was sich im Nachhinhein als goldrichtig herausstellte. Sie wurde am Waldrand langsamer, lief genau in den Wind, verschwand im Graben und hatte das Dummy schon dabei.
Marianne erklärte mir im Anschluss, dass sich das Blind ca. 10 Meter im Wald hinter der alten Fallstelle befände und bat mich doch zu gucken, dass Leni jetzt den direkten Weg nehmen würde.
Ich wusste in dem Moment schon, dass das nichts werden würde, denn wer einmal rechts rum zum Ziel gekommen ist...
Und so kam es auch, Leni suchte sich wieder nach rechts ihren Weg über den Bach und ich entscheid mich wieder, nicht einzugreifen, denn so war ich mir sicher, dass sie mindestens bis zur Fallstelle des Marks laufen würde. Tat sie auch und als ich ihr ein "Voran" hinterherwarf schaltete sie einen Gang zu, und verschwand über den Graben im Wald. Ich zählte zwei/drei Galoppsprünge, die ich im Laub hören konnte, und gab den Suchenpfiff. Noch ehe ich zu Ende gepfiffen hatte, war Leni mit dem Dummy wieder auf dem Rückweg.
Kommentar des Stewards: "Wow!"
Dem konnte ich mich nur anschließen, das war wirklich richtig gut.
Für die leichte Schlagseite in Lenis Lining gabs zwei Punkte Abzug, somit blieben uns noch
--> 18 Punkte
Direkt an selber Stelle ging es dann auch weiter mit
Aufgabe 2 bei Marianne
Jetzt sollte ein Vollblind gearbeitet werden, das schräg über den Bach im Bewuchs versteckt war.
Ich richtete Leni so aus, dass sie wiederum rechts von der Fallstelle rauskommen würde, da der Wind immernoch stark von links kam.
Ich schickte sie los und der Plan ging soweit auch auf, Leni ging durch den Graben und kam rechts von der Fallstelle raus. Ich stoppte sie und schickte sie nach links in die kleine Suche. Da sie leider erstmal viel zu weit vorne im Gras suchte, scheinbar nichts in der Nase hatte und drohte, zu weit nach hinten abzudriften, musste ich ihr zweimal helfen, dann war das Dummy auch schon ausgegraben und bei mir :)
Hierfür bekamen wir
--> 17 Punkte
Wir zogen dann direkt weiter zu Aufgabe 3 bei Jörg Mente
Startpunkt auf einem Wall mit Blick auf zwei Wiesen, mittig getrennt durch einen Bach.
Der Schütze S schießt mit seiner „Flinte“ Richtung Werfer W1, der noch während der Schuss fällt das Mark M weit nach hinten in den Bereich einer Baumgruppe wirft. Nach Freigabe ist dieses Mark direkt zu holen.
Sobald der Hund auf dem Rückweg ist, schießt der Schütze S in Richtung des Werfers W2, der daraufhin das Mark M2 über den Wall wirft (leider war hier das Foto zu Ende ;)). Der Hund sieht die Flugbahn, die Fallstelle muss der Führer markieren. M2 darf direkt im Anschluss geholt werden.
Jörg fragte mich, ob ich schon zugeschaut hätte, oder ob ich lieber nochmal eine kurze Erklärung hätte!?
Beides :) Ich hatte zwar schon kurz zugeschaut, aber ich hatte mir ja letztes Jahr geschworen, nie wieder ohne Erklärung vom Richter in eine Aufgabe zu gehen.
Nachdem alle Klarheiten beseitigt waren, ging es los.
Ein kurzer Blick zu Leni während der Schuss fiel zeigte, die nahm die "Flinte" zwar wahr, geierte aber eigentlich nur auf den Werfer, wunderbar.
Ich schickte sie nach Freigabe auf das Mark, sie blieb bis zum letzten Meter auf der rechten Seite des Bachs um dann auf Höhe der Fallstelle nach links rüber zu springen und eine Punktlandung auf das Mark hinzulegen.
Dann fielen auch schon der Schuss und das zweiten Dummy. Was Leni in dem Moment gemacht hat, kann ich nicht sagen, denn ich hab mich voll und ganz auf die Fallstelle hinter dem Wall konzentriert und als ich mich umgedreht hab, war Leni schon fast da.
Ich durfte dann direkt selbstständig auf M2 schicken. Eigentlich müsste Leni "nur" sauber diagonal die Line halten und "nur" sauber durch den Graben gehen ohne hängenzubleiben.
Und was macht sie?
Geht sauber durch den Graben und sauber diagonal den Wall entlang. Grade als ich den Suchenpfiff geben wollte, hatte sie das Dummy in der Nase und kam - um dann erstmal viel zu schnell an mir vorbei Richtung Jörg zu laufen *huch*. Ein leises "Leni, da bin ich" reichte und sie stand mit dem Dummy vor mir. Ich glaub, sie hatte echt kurzfristig keinen Plan, wo ich bin ;)
Für die ansonsten perfekte Arbeit gab es
--> 20 Punkte
Auch hier sollte es direkt am selben Startpunkt auf dem Wall weitergehen. Leni fand aber eher, dass jetzt mal ne Belohung fällig wäre und stand freudig wedelnd vor mir :)
Jörg bat mich, sie ins Fuß zu nehmen und erklärte mir
Aufgabe 4
Wie gesagt selber Startpunkt wie bei Aufgabe 3, nur jetzt 180 Grad gedreht. Rechter Hand überm Graben befand sich die alte Fallstelle von M2.
Im bewachsenen Hang hinter einer Gruppe hoher Weiden ist ein Vollblind zu holen. Dazu muss der Hund über den Graben, der vor den Weiden einen Knick nach links macht. Im Fallbereich des Blinds ist
der Hund hinter den Weiden außer Sicht, der Hang ist oben begrenzt durch einen Zaun.
Ich schickte Leni los, die rannte bis zum Graben und bekam dann irgendwas in die Nase, ich vermute den verstecken Helfer und/oder seine Dummies ;)
Sie ging über den Graben und suchte sich dann nach links weg, statt nach rechts die Linie zu halten. Grade in dem Moment als ich sie gestoppt habe, hüpfte sie in den Graben und war weg.
Klassiker! Und ich könnte schwören, sie stand im Graben und wartete auf ein Kommando ;)
*tüüt-tüüüt*
Leni tauchte vor dem Graben wieder auf und ich schickte sie nach rechts rüber. Ein Sprung über den Graben und sie verschwand hinter den Weiden im Hang, Suchenpfiff, Dummy gefunden.
Das gab
--> 18 Punkte
und Jörg bemerkte: "Ein sehr gehorsamer Hund, als sie im Graben war dachte ich schon...."
Tja, so kennt man es, das Lenerl :) :)
Nachdem wir hier fertig waren blieb etwas Zeit es sich in der Sonne gemütlich zu machen, das Wetter war einfach herrlich. Allerdings wurde es uns beiden - man glaubt es kaum - nach längerem
Rumliegen im Gras tatsächlich ein bisschen zu warm. Leni hat noch vollen Winterpelz aufgelegt und mir fingen in den Gummstiefeln die Füße an zu kochen.
Also verzogen wir uns an den Waldrand, der sich immer mehr mit Startern füllte und kurze Zeit später dann auch offziell die Wartezone für Aufgabe 5 war.
Diese letzte Aufgabe wurde von Marianne Walheim & Jörg Mente zusammen gerichtet.
Es war ein Walk-up mit vier Gespannen quer einen Wiesenhang entlang. In der unteren Line L1 laufen Marianne Walheim, zwei Starter, ein Schütze, zwei Werfer. In der oberen Line L2 laufen Jörg Mente, zwei Starter, ein Schütze, zwei Werfer.
Die Lines laufen los, beim Anlaufen wird in L1 ein Blind B fallengelassen. Nach einigen Metern fällt ein Schuss und ein Mark M wird
nach vorne geworfen.
Aus der oberen Line L2 holt jetzt der Hund mit der niedrigeren Nummer das Blind B, welches hinter der Line L1 liegt. Danach holt der Hund mit der höheren Nummer das Mark M vor der Line L1.
Anschließend wird weiter gelaufen, dabei wird jetzt beim Anlaufen in der oberen Line L2 ein Blind B fallengelassen und nach ein paar Metern ein Mark M nach vorne geworfen.
Jetzt arbeiten die Hunde aus der unteren Line L1 ihre zwei Dummies, dann wird unter den Startern getauscht und alles geht von vorne los.
Die Schwierigkeit dabei war natürlich sich zu merken, wo die Lines angelaufen sind und dass man den Fallbereich der Marks vor der
oberen Linie L2 von unten durch den Hang kaum sehen konnte. Dafür fielen die Marks unten vor L1 immer irgendwo in der Nähe eines Bachs.
Der blaue Pfeil gibt die ursprüngliche Laufrichtung an, nachdem die Lines am Ende der Wiese angekommen waren, wurde umgedreht und zurückgelaufen.
Nachdem sich auf der Wiese schon Helfer und Richter sammelten und formierten, entschloss ich mich, Leni noch schnell pieseln zu lassen bevor es losging. Grade als ich weglaufen wollte rief jemand: "O3!!!"
Äh, huch, ähm "Ja!?"
"O3!!??"
"Jaaaa..."
"O333333!!!!!"
Oha, "Jahaaa"
Ich nahm dann mal lieber die Beine in die Hand. Ich wurde um den Wald rumgeschickt und da stand schon eine komplette Line mit Mitstarter. Blick nach unten, auch da schon eine komplette Line mit
Startern *ups*
"Tschuldigung, ich wollte meinen Hund noch pieseln lassen, aber das hat jetzt nicht mehr geklappt, also ich sags nur mal vorher die war nicht pieseln!!!" ;)
Jörg: "Joa, und wo warst Du vorher??"
"Na mit Petra quatschen, wo sonst!?"
Nun denn, jetzt waren wir da und ehe wir uns umschauten ging es los. Da wir als erste Teams quasi die Probanden waren, herrschte noch ein bisschen Uneinigkeit darüber, wer wann was
fallenlässt/wirft/ holt und es war ziemliche Unruhe in den Lines.
Leni störte das zum Glück garnicht, sie schaute einfach immer neugierig was passiert und was ich mache.
Schließlich bekamen wir mit der niedrigeren Nummer die Freigabe für das Blind hinter der unteren Line.
Ich meinte es durch Gras spitzen zu sehen und schickte Leni so, dass sie links davon rauskommen würde, der Wind kam von rechts.
Das klappte auch, ich stoppte sie auf Höhe des Blinds und lies sie nach rechts suchen. Leni drehte sich erst nochmal ein Stück nach hinten - keine Ahnung, wo die hin wollte!? Aber grade als ich
zum Doppelpfiff ansetzte, bekam sie das Dummy in die Nase.
Anschließend arbeitete der Mitstarter in unserer Line das Mark und die Lines liefen weiter.
Nun wurde bei uns beim Anlaufen das Blind abgelegt und dann das Mark geworfen.
Die Starterin von unten hatte ein bisschen Probleme damit, den Hund auf das Blind zu handlen und musste mehrmals "rüber" schicken. Leni schaute immer gespannt nach unten zur Führerin. Das Dummy lag ja nur ein paar Meter vor uns und mit dem wieder und wieder ertönenden "rüber" schoss mit auf einmal eine - damals noch ganz lustige - Trainingsszene durch den Kopf. Ich beschloss mich zur Sicherheit leicht, aber für Leni merkbar, nach oben zu drehen und ihr somit die Sicht auf die Starterin zu nehmen. Das klappte gut, Leni drehte sich ein Stück mit und schaute nun nicht mehr nach unten sondern zum arbeitenden Hund, der dann auch kurze Zeit später ans Dummy kam.
Als wieder weitergelaufen wurde, sollten als nächstes Leni und ich das Mark vor der unteren Line holen. Unser Mitstarter hatte das Blind recht schnell drin und so konnten wir loslegen.
Ich hatte die Fallstelle im Gras zur vor dem Graben gut im Kopf und auch Leni steuerte zielgerichtet hin, krieselte kurz um die eigene Achse und fand.
Damit war der Walk-Up für uns alle beendet und das hatte bedeutet, dass wir unseren ersten Workingtest in der Offenen Klasse BESTANDEN hatten! *YES*
Für unsere Leistung gab es
--> 19 Punkte
Da wir noch Zeit hatten bis alle anderen Starter mit dem Walk-Up durch waren, durfte Leni ein bisschen im Bach planschen, der an einer Stelle dann aber irgendwie deutlich tiefer war, als gedacht.
Leni sprang rein und war komplett weg! *uuups*
Ein Glück hatte ich dann wenigstens den Mantel nicht umsonst mitgeschleppt, reichte ja schon, dass die Jacken keiner gebraucht hat ;)
Langsam kamen alle anderen Teilnehmer auch zurück und wie es bei einem solchen starken Starterfeld zu erwarten war, gab es ein Stechen. Drei Hunde mussten ins Stechen um Platz 2, einer von ihnen
war Firan. Leider verlor Firan das Stechen, was damit aber automatisch Platz 4 bedeutete :)
Als im Anschluss die Ergebnisse verkündet wurden, konnte ich es kaum glauben als es hieß, dass wir mit 92/100 Punkten einen vorzüglichen 7. Platz belegt hatten. Wie geil was DAS denn? Unglaublich!! *hach*
Letztlich offenbarte die Ergebnisliste, dass "oben" alles wirklich sehr eng war, und dass uns unterm Strich nur 3 Punkte vom erstplatzierten Gespann trennten.
Petra bekam noch das JC on top und so konnten wir diesen Osterausflug mehr als happy beenden und mit zwei frisch gebackenen O-Hunden den Weg Richtung Heimat antreten.
Auch wenn sicher in Zukunft die ein oder andere deutlich weniger "machbare" O-Aufgabe auf uns warten wird, freu ich mich auf alles, was da ja jetzt in Open so kommen mag.
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