Gründeln im Forst?? Gründeln im Wassernapf kennt man bei uns, aber Gründeln im Forst war neu.
Zum ersten Mal richtete die DRC BZG Oberpfalz-Niederbayern in diesem Jahr einen Wasserworkingtest aus.
Nachdem Leni bisher am Wasser immer sehr zuverlässig gearbeitet hat und rocksteady war, beschloss ich den Workingtest zu melden - maximal 20 Starter in der Anfängerklasse und Jörg Mente als
einziger Richter, das versprach eine nette kleine Veranstaltung zu werden.
Zwei Wochen vorm Workingtest machte Leni erstmals die Erfahrung einer Wasserrute, weswegen ich dann vorsichtshalber auf jegliche Vorbereitung im Wasser und längere Trainingseinheiten verzichtet
hatte. So hatten wir lediglich ein paar kleine "Trockenübungen" absolviert, aber Leni war wieder topfit und ich war trotzdem zuversichtlich.
Nach einer nebligen Anfahrt durch die Oberpfalz begrüßte uns im Gelände dann bereits die Sonne und blieb uns auch den ganzen Tag erhalten. Das Prüfungsgelände bestand aus einer großen
Weihergruppe, die alles bot, was das Retrieverherz begehrt. Geparkt werden konnte direkt um die Ecke, so dass wir an diesem Tag wirklich kurze Wege hatten.
Nach der Begrüßung kündigte Jörg Mente an, dass Anke und Biscuit uns jede Aufgabe einmal vorarbeiten bevor die Teilnehmer an den Start gehen. Nochmal herzlichen Dank an die beiden dafür, habt ihr fein
gemacht :)
Los ging es dann auch direkt mit folgender Doppelaufgabe, Aufgabe 1 und 2:
Das Gespann steht am Ufer eines Weihers neben einem kleinen Bäumchen am Startpunkt X. Auf der gegenüberliegendende Seite Uferbewuchs mit Schilf, Binsen und Gras, danach beginnt dichter Baumbewuchs.
Ein paar Meter links neben dem Gespann am gleichen Ufer stehen ein Schütze und ein Werfer. Der Schütze schießt in Richtung anderem Ufer, der Werfer wirft ein Dummy in einen dem Ufer vorgelagerten kleinen Bereich mit Schilfbewuchs.
Das Gespann dreht sich dann erst um 180 Grad, wo von einem Schotterweg aus ein Dummy mit Geräusch in eine mit hohem Farn bewachsene Fläche hinter dem Weg am Waldrand fällt.
Nach Freigabe soll zuerst die Markierung im Farn geholt werden, danach dann selbstständig das Dummy aus dem Schilf.
Klang soweit erstmal alles gut machbar mit schönen Distanzen für die A.
Bei uns verflog sich die Ente ein bisschen und landete leider nicht wie bei Ankes Vorführung und bei ersten Startern im Schilf, sondern ein ganzes Stück weiter links am Ufer bei einem kleinen Baum im dichten Gras.
(Türkis = "Ideallinie", weiß = die Flugbahn unseres Marks)
Ich leine Leni ab, der Schuss und das Dummy fallen. Wir drehen uns um und das Dummy fällt in den Farn. Nach Freigabe schicke ich Leni los, sie rast hoch zum Weg, nimmt kurz vor Beginn der
"Farnmauer" schon deutlich Tempo raus und verschwindet suchend im Farn. Kurz darauf erscheint sie auch schon wieder mit Dummy, sehr schön.
Wir drehen uns um Richtung Wasser und ich richte Leni aus. Damit sie nicht in den Schilfbereich mit den alten Fallstellen abdriftet überdrehe ich sie beim schicken bewusst ein bisschen nach
links.
Leni schwimmt los und ist gut unterwegs. Kurz vorm Ufer entscheidet sie sich aber dazu, links von dem von mir markierten Bäumchen auszusteigen - Mist.
Da sie das Mark offensichtlich nicht mehr genau auf dem Schirm hat und droht nach hinten in die Bäume abzudriften warte ich auf einen günstigen Moment, stoppe sie und schicke sie betont kurz nach
rechts. Sie geht schön, läuft allerdings hinter dem Bäumchen entlang - nach meiner Berechnung lag das Dummy schräg rechts vor dem Baum. Auf den Suchenpfiff wühlt sie sich hinter dem Baum, und
damit auch hinter dem Dummy, durchs hohe Gras und findet erstmal nicht. Sie vergrößert ihren Suchenbereich dann nach rechts, da sie aber mit Seitenwind und in dem hohen Gras keine Chance hat und
sich immer mehr an die alten Fallstellen ransucht, stoppe ich die erneut und schicke sie nach links in die kleine Suche. Diesmal geht sie vor dem Baum entlang und ist damit endlich im richtigen
Bereich. Zur Sicherheit noch einmal der Suchenpfiff und dann war das Dummy drin. Schnell zurückgeschwommen, Abgabe ohne zu schütteln und damit waren die ersten beiden Aufgaben erledigt.
Für's Dummy im Farn gab es
--> 20 Punkte,
für's Memory-nicht-mehr-ganz-aufm-Schirm-haben und am anderen Ufer handlen gabe es noch
--> 17 Punkte.
Jörg Mente betonte dabei aber, dass es gut und wichtig war, dass ich drüben eingeriffen und ihr geholfen habe, sonst wäre sie evtl. direkt in den dichten Bäumen verschwunden.
Danach hieß es für Leni erstmal Mantel an und Pause im Auto. Nachdem alle Starter die ersten beiden Aufgaben gearbeitet hatten kamen erneut Anke und Biscuit ins Spiel und turnten uns Aufgabe 3 und 4 vor:
Man steht mit dem Richter am Ufer eines Weihers am Startpunkt X mit Blick auf eine Insel mit dichtem Bewuchs. Rechts von einem stehen ein Schütze S und noch weiter rechts ein Werfer W.
Der Schütze gibt einen Schuss in Richtung Insel ab, der Werfer wirft für den Hund sichtig eine Markierung auf die Insel. Auf der Insel macht es im Schilf "platscht" - die Insel ist also nicht
trocken, sondern steht zum Großteil unter Wasser.
Im Anschluss an dieses Mark soll sich das Gespann um 180 Grad drehen und einen schmalen Trampelpfad im dichten Bewuchs vom Ufer weg Fuß laufen. Währenddesssen wirft der Werfer ein zweites Dummy
auf die Insel. Auf Kommando des Richters darf das Gespann wenden und wieder ans Ufer kommen.
Nach Freigabe durfte das Mark geholt werden und wenn der Hund wieder zurück war durfte nach einem weiteren Schuss und erneuter Freigabe auf das Halfblind geschickt werden.
Nachdem das Dummy auf der Insel gelandet ist drehen wir uns um und laufen den Trampelpfad Richtung Schotterweg vom Weiher weg. Leni dreht sich schön mit, ist eng am Fuß und aufmerksam. Ich höre
in meinem Rücken das Dummy auf die Insel platschen und wir bekommen das Zeichen zum umdrehen und laufen zurück ans Ufer. Nach Freigabe schicke ich Leni auf die Insel.
Sie schwimmt schön den direkten Weg rüber und obwohl links von ihr am Ufer schon eine breitere Ausstiegsstelle vorgetrampelt war, nimmt sie den direkten Weg ins Schilf. Nach kurzer Suche kommt
sie zurückgeschwommen und gibt das Dummy ab.
"Das Dummy gleich wieder in den Fang geben" meint Herr Mente zu mir. Nanu!? "Zigarrenstyle immer gleich korrigieren" "Achso, jaa, mach ich im Training immer, aber hätte ich mich jetzt beim
Workingtest nicht getraut...." "Heute ist das erlaubt! :)"
Alles klar, ich gebe Leni das Dummy noch einmal mittig und nehme es ihr wieder ab. Danach geht es direkt ins Fuß und weiter. Der Schütze schießt nochmal Richtung Insel und ich erhalte die
Freigabe.
Leni schwimmt los und dreht unterwegs kurz den Kopf zum Werfer "Kommt noch ein Dummy???" Kommt keins und so schwimmt sie weiter. Auf der Insel bekommt sie von mir ein Suchenkommando und sucht.
Leider sucht sie länger erfolglos und spitzt mich dann plötzlich aus dem Schilf raus mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf an "Frauchen??? Weißt Du wo's is??"
*hmpf*
Abgesehen davon, dass ich es ja wirklich nicht wusste, kam ich kurz ins Grübeln ob ich denn die Frage nun beantworte oder nicht. Ich reagiere erst nicht und grade als ich meinen Arm hoch nehmen
will sucht Leni schon von selbst weiter. Nachdem sie sich dann aber wieder erfolglos durchs Schilf sucht kam das, was kommen musste, sie kommt auf der linken Seite der Insel an den Rand vor und
schaut mich mit dem zweiten großen Fragezeichen überm Kopf wieder hilfesuchend an. Zähneknirschend helf ich ihr halt dann doch so gut ich es kann. Im Nachhhinein hätte ich es wohl einfach ein
zweites Mal aussitzen müssen, sie hätte sicher weitergesucht...
Nachdem Leni am vorderen Rand der Insel stand, damit in dem Moment auch den Wind im Rücken hatte und ich zumindest recht sicher war, dass da vorne nichts war, schickte ich sie back - zum einen um
sie wieder nach hinten auf die Insel in den Wind zu bekommen, zum anderen um durch direkten Suchenpfiff zu verhindern, dass sie sich vorne am Rand festsucht oder gar wieder ins Wasser geht.
Leni nimmt das Back schön an und verschwindet im Schilf. Sie sucht wieder schön weiter und findet auch endlich das Dummy.
Der Rückweg und die Abgabe waren dann wieder perfekt :) :)
Für das schiefe Tragen bei der ersten Aufgabe blieben uns
--> 19 Punkte,
die zwei Fragezeichen kosteten 5 Punkte, somit gab es
--> 15 Punkte
Nach einer halben Stunde Mittagspause, in der wir mit Wienern, Weißwürsten, frischem Bauernbrot und Kuchen versorgt wurden, ging es dann noch an Aufgabe 5.
Das Gespann steht seitlich neben einem Weiher, rechter Hand stehen ein Schütze und ein Werfer, die ein Dummybündel bestehend aus einem Flagmandummy mit Flatterband und einem Standarddummy an
einer langen Leine ins Wasser werfen.
Das Bündel blieb gut sichtig etwa 10 Meter vom Ufer entfernt im Wasser liegen. Der Hund sollte jetzt gemeinsam mit seinem Führer den Uferbereich mit Schilf, Binsen, Bäumchen und Stäuchern
absuchen. Der Führer durfte mitgehen, die Suchenfläche war etwa 12-15m lang und 1-1,5 Meter breit. Die Dummies im Wasser waren lediglich als Verleitung gedacht und wurden nach jedem Hund wieder
eingeholt.
Im Suchengebiet lag ein Dummy, das es zu finden galt, die Freigabe war das Platschen des Dummybündels im Wasser.
Hier war 100%iger Gehorsam gefragt und Herr Mente wollte sehen, ob die Hunde sich trotz der verlockenden Dummies im Wasser im Suchengebiet halten lassen.
Spannende Aufgabe!
Leni ist zwar eigentlich in solchen Situationen immer super brav, aber vor uns zwitscherten einige Hunde ins Wasser ab und mussten zurück ins Suchengebiet geholt werden. Puh.
Wir gingen an den Start, der Schuss und das Dummybündel fielen. Leni schaut gebannt aufs Wasser. Ich hatte mir schon vorab überlegt vielleicht noch ein oder zwei Schritte mit ihr Fuß zu gehen und
sie dann erst in die Suche zu schicken. Nachdem Leni immernoch gebannt aufs Wasser schaute machte ich es dann auch so :)
Sie geht mit tiefer Nase in den Bewuchs Richtung Wasser, dreht nach ein paar Schritten sofort um und, sucht sich kurz wieder nach oben und zerrt mit etwas Mühe ein Dummy aus den Binsen. Nachdem
sie es nur am äußersten Zipfel hat korrigiere ich sie nach Abgabe sofort und damit war die Aufgabe auch schon beendet.
Es war mit Sicherheit ein bisschen Glück, dass sie gleich über ein Dummy gestolpert ist, aber sie hätte es auch locker überlaufen können, wenn sie nicht direkt in die Suche gegangen wäre, sondern
zur Verleitung gewollt hätte.
Nach der vorherigen Fragerunde war schnelles finden dann natürlich auch wieder ein schöner Abschluss für Leni.
Für's Tragen gab es wieder einen Punkt Abzug, so dass wir aus dieser letzten Aufgabe
--> 19 Punkte
mitnahmen.
Somit hatten wir uns am Ende 90/100 Punkte und einen sehr guten 9. Platz erarbeitet. Ohne das schiefe Tragen und das Fragen wäre da auf jeden Fall mehr drin
gewesen, aber naja.
Leni war am Wasser immer ruhig und entspannt, lief perfekt Fuß und hat alle Kommandos, insbesondere die letzte Suche, sofort schön angenommen. Uns haben keine kapitalen Schnitzer Punkte gekostet,
sondern zwei Baustellen an denen wir arbeiten können und auch werden. Das ist für mich eigentlich die wichtigste Erkenntnis dieses Tages und zeigt mir, dass wir einen soliden Trainingsstand haben
und auf dem richtigen Weg sind!
Zum Abschluss sagte auch Jörg Mente noch, dass die Hunde an diesem Tag durchweg einen sehr hohen Leistungsstand und F-Niveau hatten. Das freut einen natürlich zu hören :) :)
An dieser Stelle noch ein ganz herzliches Dankeschön an den Richter Jörg Mente, die Sonderleiterin Sonja Graf und ihr "Küchenteam" sowie an Klaus Bichlmaier von den Bayerischen Staatsforsten, der
mal wieder ein traumhaftes Gelände zur Verfügung gestellt hat.
Fazit:
1. Wasserworkingtest "Gründeln im Forst" 2014: super Idee, geniales Gelände, nette familiäre Atmosphäre - wir kommen gerne wieder!
Barbara Schwoll-Brinkhoff (Freitag, 05 September 2014 16:11)
Danke für diese tolle bebilderte Beschreibung der A-Aufgaben, sowohl die Aufgaben von J. Mente als auch die Arbeit deines Hundes gefallen mir absolut
Liebe Grüße von einer, die sich nicht getraut hatte da zu melden...